Nachsuche auf Naturfährte und freie Suche


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Im Rahmen einer Schwarzwilddrückjagd am Wochenende wurden an einem Stand zwei Stück Schwarzwild erlegt. In der Folge wechselte am Nachmittag bei mittelstarkem Regen ein dritter, laufkranker Schwarzkittel an. Auf den Schuss zeichnete das stärkere Stück deutlich an einem Hammer, flüchtete aber. Bei der Nachschau bei Jagdende wurde das Stück in einem Wundbett unter einer Brombeerhecke hoch und flüchtete, ohne dass ein Fangschuss angetragen werden konnte. Im Wundbett fanden sich keine Schusszeichen. Aufgrund der Tageszeit und des Treffersitzes musste die Nachsuche auf den Folgetag verlegt werden.

Am nächsten Tag wurde Fellina Scheuchenstein unweit des verbrochenen Wundbetts von Hundeführer Thomas Rupp abgelegt, um sie am Anschuss nicht mit den Schusszeichen der beiden anderen Stücke zu verunsichern. Er fand unter aufmerksamer Beobachtung der Hündin ebenfalls keine Schusszeichen und setzte sie zur Suche an. Fellina untersuchte ausführlich das Wundbett und nahm die Wundfährte ruhig und am lockeren Riemen in die bekannt gegebene Fluchtrichtung an. Das Gespann querte kurz darauf unbeirrt eine Forststraße, auf der am Vortag der beladene Wildanhänger mehrfach gefahren war.
An einer Salzlecke am Eingang des Saugrabens verwies Fellina wenige Meter eine Verleitfährte, wurde vom Hundeführer aber sofort erfolgreich „zur Fährte“ gerufen. Mit tiefer Nase arbeitete sie sich in gemächlichem Tempo einen bewachsenen Rückeweg entlang, um dann auf einem Wechsel allmählich Schicht- für Schichtlinie nach unten in den, unter Hundeführern als das „Tal der Tränen“ bekannten, Graben zu gehen. Wenn sie unter Dornenhecken suchte oder der Riemen im Jungholz klemmte, konnte ihn der Hundeführer in diesem schwierigen Bewuchs loslassen, den Hund auf der Fährte „Halt“ machen lassen, damit er folgen und die Arbeit wieder aufnehmen konnte. Er beschränkte den verbalen Kontakt zum Hund auf ein Minimum und war stets auf voller Riemenlänge hinter ihm. Nach etwa 400 m Riemenarbeit bog das Gespann ca. 40 m eine dornige Schneise in den Grabengrund hinab, um die Suche sodann auf einem Wiedergang in die entgegengesetzte Richtung wieder sukzessive bergauf fortzuführen. Weiterhin arbeitete Fellina konzentriert und mit gleichbleibender Geschwindigkeit, ohne sich ablenken zu lassen. Aufgrund des Regens bzw. des beurteilten Treffersitzes konnte kein Schweiß erkannt oder verwiesen werden.
Nachdem der ursprüngliche Einstiegsort in den Graben weit unterhalb passiert worden war, verhoffte die Hündin nach einer großen Brombeerdickung plötzlich mit hoher Nase und zog interessiert in Richtung Dickung. Jetzt nahm auch der Hundeführer Schwarzwildgeruch wahr und sah eine laufkranke (die gesuchte Sau) in der Dickung. Unverzüglich schnallte er die Hündin.

Fellina ging das Stück sofort an und hielt aus wenigen Metern für einige Zeit mit anhaltendem, passioniertem und gut hörbarem Standlaut die Bail. Das Stück versuchte zunächst sich weiter in die Dickung zu drücken, wurde von der Hündin aber durch seitliche lautstarke Attacken davon abgehalten. Der nachziehende Hundeführer musste jetzt schnell zu Schuss kommen, damit die Bail nicht gebrochen und die Suche verlängert wird.
Jetzt machte die Sau auch Anstalten den Hundeführer anzunehmen. Fellina sprang auf seinen Zuruf zur Seite, der Fangschuss über Kimme und Korn ließ das Stück auf eine Entfernung von ca. 15 Metern sofort verenden.

Ein „Juchitzer“ des Hundeführers löste die elektrisierende Spannung. Unmittelbar nach dem Fangschuss beutelte die Hündin das Stück und nahm es in Besitz.

Nach dem Bergen aus der Dickung freute sich das Gespann über weidgerecht überreichte Brüche.

Die Wundfährte hatte eine Gesamtlänge von 650 Metern bei einer Stehzeit von 19 Stunden. Die 82 kg schwere Bache hatte einen beidseitigen Vorderlaufschuss.

Im Anschluss wurde eine Nachsuche auf ein weiteres beschossenes und noch nicht zu Stande gebrachtes Stück durchgeführt. Da die Riemenarbeit mit einer Junghündin erfolglos war und die beiden Schweißhunde am Anschuss auch nicht anschlugen, schnallten wir zwei Dachsbracken und eine steirische Rauhhaarbracke zur freien Suche.
Wieder war es Fellina, die die verendete Sau unter einem Tannenjungwuchs totverbellte, bis wir zu ihr kamen und das Stück bergen konnten.

Suchenheil!
Dr. Hanno Zanier