Rückblick auf ein Dachsbrackenleben


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David vom Rangerköpfl war mein Dachsbrackenrüde. Er war 14 ½ Jahren alt, als ich ihn wegen einer sich rasch verschlechternden Nervenlähmung im Lendenwirbelbereich, welche dazu führte, dass die Bewegungsabläufe und Körperfunktionen nicht mehr koordiniert werden konnten, einschläfern lassen musste.

Er war eine durchschnittliche Dachsbracke, für mich aber der beste Hund, den ich mir wünschen konnte. Als kleinster seines Wurfes musste er nach einer Bruchoperation zwei Wochen länger als üblich bei seiner Mutter bleiben, was ihm keineswegs geschadet hat. Sein Formwert war auch nicht „vorzüglich“, sondern nur „sehr gut“, und die Gebrauchsprüfung legte er nicht mit einem ersten sondern „nur“ mit einem Ib Preis ab, aber er war mit einem Stockmaß von 40 cm robust und ausdauernd und er hat mir bei so mancher Nachsuche viel Freude bereitet.

Auf Schweiß hatte ich den Eindruck, dass er am Anschuss nicht immer besonders sicher war. Aber wenn der Eindruck eines Menschen an einem Anschuss, wo nichts zu sehen ist, weiterhelfen würde, bräuchten wir ohnehin keinen Hund. Hatte er ein krankes Stück einmal vor sich, gab es für dieses aber kein Entkommen mehr, egal wie weit es immer gehen mochte. Er hat zwar nie ein Stück niedergezogen, aber es ist vorgekommen, dass er ein Tier mit einem Weichschuss gestellt und eineinhalb Stunden lange ohne Unterbrechung verbellt hat, weil ich wegen eines Versagens meiner Pistole nach Hause gehen musste, um mein Gewehr zu holen.
Seither gab es für mich keine Nachsuche mehr, bei welcher ich nur einer Faustfeuerwaffe führte. Hatz und Bail waren seine Spezialität. Zu sehen, wie der kleine Hund einen um ein Vielfaches größeren kapitalen Hirsch ständig Laut gebend umkreiste und wie sich sein Laut zornig veränderte, wenn der Hirsch die Bail brach, als wäre der Hund nicht vorhanden, um sich dann aber sehr bald wieder zu stellen, war einfach ein nicht zu beschreibendes Erlebnis.

Er war kein Hund, der Leistungen vollbrachte, wie sie oft von Hundeführern erzählt werden, aber für mich war er der beste Schweißhund und nebenbei ebenso raubzeugscharf wie liebenswert und umgänglich.

Wenn sich eine Katze auf einen Baum retten konnte, war er von diesem nicht mehr weg zu bringen. Er verbellte die Katze so lange, bis er sie hatte, und wenn es die ganze Nacht dauerte. Es gab dazu keine Alternative, denn er ließ sich in einem solchen Fall weder anleinen noch sonst wie von seinem Ziel abbringen. Die einzige Möglichkeit, sein Laut geben zu beenden war, die Katze vom Baum zu holen.

Sozusagen ganz privat war er kinderlieb und menschenfreundlich, der Liebling der Nachbarn. Er hat meine Frau, die sich vor Hunden generell fürchtete und sich vorher niemals vorstellen konnte, einen Hund zu haben, verzaubert. Er wusste, wie er sie mit der Nase anstubsen musste, um ihr zu zeigen, was er von ihr wollte. Sie hat durch seinen Tod noch mehr gelitten als ich.

Mein David war eine durchschnittliche Dachsbracke aber ebenso wie die meisten Hunde seiner Rasse der beste Schweißhund, den ich mir vorstellen kann.

Weidmannsheil
Dr. Alfred Olsacher